Iglauer Berghäuerzug

PhDr. Zdeněk Jaroš – März 1999

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war der Berghäuerzug eine der größten Attraktionen der Bergstadt Jihlava – Iglau. Nur wenige der jetzigen Stadtbewohner wissen jedoch, dass die Anfänge des Umzugs mit einem anderen Iglauer Fest zusammenhängen. Dies war das vermeintliche 1000. Gründungsjubiläum der Stadt, das im Jahre 1799 gefeiert wurde. Die Jahreszahl der Stadtgründung wurde nicht zufälligerweise festgelegt, denn die Iglauer stützten sich dabei auf alte Sagen. Die erste und bestimmt auch schönste Sage erzählt von einem Töpfer, der auf der Gemarkung des heutigen Stadtviertels Altenberg lebte, und dem seine Arbeit nicht gelingen wollte : alle Töpferwaren wurden beim Brennen rissig. Der Töpfer erzählte von seine Sorgen einem Kaufmann, der gerade durch die hiesige Gegend reiste. Dieser erkannte sofort die Ursache der Mißerfolge. Es war Silber, das die verwendete Töpfererde erhielt. Der Lauf der Dinge nahm danach eine schnelle Wende. Der Kaufmann kaufte das Grundstück sowie die Werkstatt des Töpfers und die von ihm bestellten Bergleute gründeten bald eine Stadt mit einer kleinen Kirche auf einer unweit gelegenen Anhöhe oberhalb des Flusses. Der Sage nach erhielt die Stadt den Namen Iglau und die Kirche wurde dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Die nächste Sage, deren Autor der durch seine freien Erfindungen bekannte Chronist Václav Hájek von Liboeany ist, hat einen anderen Charakter. Ihre Handlung spielt unter der Regierung des sagenhaften Fürsten Mnata ab. Damals sollen die Mährer zusammen mit den Deutschen einen Raubzug nach Böhmen unternommen haben. An einem kleinen Fluß an der böhmischen Grenze legten sie ein Feldlager an, das sich bald in eine Stadt verwandelte. Bei der Errichtung der Stadtmauer wurde eine große Menge Igel gefunden. Und Hájek begründet: weil das Tier damals „jehlak“ hieß, wurde die Stadt Jehlava genannt. Die dritte, jüngste Sage bringt die Entstehung Iglaus in Zusammenhang mit dem Feldzug Karls des Großen gegen die Avaren. Der große Kaiser begegnete an der böhmisch-mährischen Grenze einer Gruppe seiner Landsleute, die er bei der Gründung der großen Stadtfestung unterstützte, die den Namen Iglau erhielt. Außerdem blieb in der neuen Stadt sein Knappe Johannes, berühmt durch seine Riesengestalt und seine Kraft, der hier dann in einem biblischen Alter von 361 Jahren verstarb. Noch im romantischen 19. Jahrhundert wurde die „Riesenrippe“ in Iglau gezeigt. Dem Schutzpatron des Knappen, dem hl. Johannes dem Täufer wurde dann die hiesige Kirche geweiht. Obwohl insbesondere die zweite sowie die dritte Sage Gebilde der Einbildungskraft sind, weisen alle drei Legenden Gemeinsamkeiten auf : ihre Handlung spielt im Jahre 799 . Aus historischer Sicht verlief die Gründung der Stadt Iglau natürlich ganz anders, in der ersten Sage finden wir trotzdem eine wesentliche Angabe, die historisch relevant ist. Es geht um die Silberfunde in der Umgebung der Stadt und um den nachfolgenden Silberbergbau. Dieser Tatsache waren sich zu Ende des 18. Jahrhunderts auch die Stadtbewohner sehr gut bewußt. Damals waren die Erinnerungen an den einstigen Silberruhm der Stadt immer noch lebendig. Das Jahr 1783, in dem die Bergwerke im Iglauer Bergrevier aufgelöst wurden, wurde zwar als Schlußpunkt unter der Geschichte des ruhmreichen Silberbergbaus angesehen, etliche Jahre davor wurde das Silber in der Umgebung Iglaus immer noch intensiv abgebaut. Sei es der St.Anton von Padua-Stollen bei Paneava (hier wurde das Silber von Oktober 1776 bis Januar 1776 gefördert), der St. Johannes von Nepomuk- Stollen in der Nähe von Ebersdorf (Silberbergbau in der Zeitspanne 1776-1780) oder das „Kleinwerkel“ oberhalb der Gemeinde Schachsental (Silberbergbau in der Zeitspanne 1773-1781), alle diese Bergwerke erfreuten sich einer großen Aufmerksamkeit und weckten in den Stadtbewohnern die Hoffnungen auf die Wiederbelebung des Silberbergbaus sowie das Wiedererlangen des einstigen Reichtums und der Sonderstellung Iglaus. Mit Nostalgie und Wehmut gedachten die Iglauer des vergangenen Silberruhms. Dies zeigte sich auch bei der Renovierung der St.Johanneshügel-Kirche. Damals wurde am Hochaltar das Bild eines schlafenden Bergmanns angebracht, das eine prägnante Inschrift trägt : „Es war und ist nicht mehr“. Der Silberbergbau mußte deshalb auch im Rahmen der Feierlichkeiten im Jahre 1799 präsent sein. Der Initiator des großangelegten Stadtfestes war damals der 77jährige, aus Iglau stammende Johann Heinrich Marzy (1722-1801), eine hochbegabte Persönlichkeit mit vielseitigen Interessen. Er tat sich insbesondere als Kupferstecher, Pädagoge und Heimatkundler hervor. Jahrelang arbeitete er beim Iglauer Magistrat, hatte Zugang zum Stadtarchiv, das er teilweise bearbeitete und ordnete. Gerade das Studium alter Archivmaterialien weckte in ihm ein großes Interesse für die Iglauer Geschichte. Diesem Bereich blieb er sein ganzes Leben lang treu. Für seine umfangreichen Kenntnisse wurde er Vater der Iglauer Historiographie genannt. Marzy gelang es, die ganze Stadt für sein Vorhaben zu gewinnen. Der damalige Pfarrer und Probst zu St. Jakob, Milo Grün (er bekleidete dieses Amt in den Jahren 1790-1804) war zwar mit dem Alter der St.Johannes- Kirche nicht einverstanden, die laut dem angeführten Gründungsjahr bereits 64 Jahre vor der Ankunft der Glaubensapostel, der hl. Cyrill und Method hätte bestehen müssen, schließlich hat er die Veranstaltung im Namen der Kirche unterstützt. Das wichtigste war jedoch, daß das geplante Fest zum 1000. Jubiläum der Stadt vom Iglauer Magistrat, an der Spitze mit dem Bürgermeister Jakob Gosko von Sachsenthal (in den Jahren 1786-1802 im Amt) stark befürwortet wurde. Die Organisatoren veranstalteten eine fünftägige Feier, an der nicht nur ganz Iglau, sondern auch viele bedeutende Gäste, darunter der Bezirkshauptmann und Gubernialrat Ernst Hanibbal, Freiherr von Locella, der Landesoberbaudirektor Freiherr von Jacobi, Prälat Josef Mayer vom Kloster Strahov u.a. teilnahmen. Die Stadt selbst war feierlich ausgeschmückt, die meisten Häuser zierten Dutzende von Fahnen und Transparenten mit Aufschriften „Jubilaeum“ bzw. Gedichten oder Darstellungen aus der Geschichte der Stadt. Am Abend wurden die Fenster beleuchtet. Der Stadtplatz war besonders farbenfroh gestaltet. Vor der St. Ignatius-Kirche wurde eine feierliche Beleuchtung errichtet, andere Leuchten, die in den Kirchenfestern untergebracht waren, beleuchteten die Ziffer 1000 an den beiden Türmen. Am Rathaus befanden sich außer den Fahnen ein großes Stadtwappen und ein Lobgedicht in Latein. Obwohl die Feierlichkeiten fünf Tage lang währten, fand das Hauptfest am Montag, den 24. Juni 1799 statt. In aller Frühe strömten die Iglauer sowie die Stadtbesucher aus breitem Umfeld in Scharen zum Johanneshügel, um hier, an der denkwürdigen St. Johannes des Täufers-Kirche, die für die Geburtsstätte Iglaus gehalten wurde, das große Jubiläum zu feiern. Das Hochamt um halb acht Uhr wurde symbolisch vom ältesten Geistlichen der Kirchengemeinde, dem Pfarrer Karl Filibro aus Ranzern, gehalten. Nach dem Segensspruch ordneten sich die Anwesenden zu einem mächtigen Zug, der sich auf den Weg in die Stadt machte. Vorne schritten die Schüler der Trivialschulen mit ihren Lehrern, gefolgt von den Schülern der Hauptschule und den Gymnasialschülern. Danach folgten sämtliche Zünfte Iglaus mit ihren Fahnen, die Mönche und Priester, die Beamten des Bezirksamtes und des Magistrats, die Freischützen und zuletzt die Honoratioren. Die Atmosphäre war noch durch die Klänge vieler Pfeiffen, Trompeten und Trommeln geprägt und das Getöse wurde zudem durch das Geläute aller Iglauer Glocken sowie die Kanonenschüsse verstärkt. Der Umzug endete in der St. Jakobs- Kirche. Hier wurde er von den kirchlichen Würdenträger aus Strahov, Neu Reisch und Selau begrüßt. Um 10 Uhr begann die Kirchenfeier. Der Probst Milo Grün (später Abt des Klosters in Strahov) hielt die festliche Predigt, in der er die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Iglaus betonte. In der überfüllten Kirche wurde danach das Hochamt abgehalten, das von Václav Josef Mayer aus Strahov zelebriert wurde. Der heiligen Messe wohnten auch 24 Knaben aus der Hauptschule bei. Zwölf von ihnen hatten ein weißes Gewand, trugen auf dem Kopf einen Lorbeerkranz und in der Hand hielten sie brennende Kerzen. Die restlichen zwölf wurden als Bergknappen gekleidet und hielten in der Hand brennende Grubenlampen. Die Feierlichkeiten wurden nicht nur an diesem Tage, sondern auch in den folgenden Tagen fortgesetzt. Es sei die Tatsache hervorzuheben, daß bei dieser Feier eine Tradition entstand, die sich dann alljährlich am St. Johanni-Tage ( 24. Juni ) wiederholte : am Jubiläumszug der Kirchenfeier, die sich im St. Johannes- Kirchlein abspielte, haben immer 12 Knaben teilgenommen, die in daheim gefertigten Bergmannskostümen aus Leinen gekleidet waren. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts verfiel diese Tradition mehr und mehr. Dies war eine Herausforderung für einen weiteren begeisterten Verfechter der Iglauer Geschichte, Johannes Haupt (1849-1928). Haupt besaß ein gut eingeführtes Fotoatelier, sein unermüdliches Interesse für die Geschichte Iglaus machte ihn zu einem Kenner der Iglauer Historie. Im Jahre 1892 wurde er zu einem der Begründer des Iglauer Museumsvereins und von 1895 bis zu seinem Tod war er Kustos des Stadtmuseums. Seit 1894 war er Mitglied des Stadtverordentenkollegiums und seit 1901 Mitglied des Stadtrates. Als wahrer Kenner der Iglauer Geschichte sammelte und dokumentierte er alle Sehenswürdigkeiten, die die Vergangenheit und die Gegenwart Iglaus betrafen. Ihm verdanken wir die Fertigung zahlreicher Aufnahmen, die das verschwundene Stadtbild Iglaus mit seinen typischen Einwohnern festhielten. Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wollte er auch einige Iglauer Bräuche wiederbeleben. Sein größter Traum war die Wiederherstellung alter bergmännischer Traditionen, die den ehemaligen Silberruhm der Stadt den jetzigen Stadtbewohnern ins Gedächtnis riefen. Deshalb beschloß er, eine neue Tradition in Form eines Berghäuerzuges zu begründen. Nach einer siebenjährigen theoretischen Vorbereitung und einem ausführlichen Studium historischer Materialien gelang es ihm, aus eigenen Mitteln ein Werk zu schaffen, das nicht seinesgleichen hat. Am 24. Juni 1890 marschierten zum ersten Mal, unter der Leitung Johann Gabriels, des Verwalters vom Kindergarten in der Brünner Gasse, 44 Knaben- Berghäuer (einige Quellen geben 37 Teilnehmer an), die in genaue Kopien historischer Kostüme aus dem 16. Jahrhundert mit allen Accessoirs und Geräten gekleidet waren. Es gab 21 Trachtenarten, die insbesondere verschiedene bergmännische Berufe darstellten. Sie gingen von den Elementen der spanischen Renaissencemode aus, die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts unsere Mode wesentlich beeinflußte. Alle Kostüme entstanden jedoch nach einem langwierigen und sorgfältigen Studium zeitgenössischer Quellen ( z.B. Kostümbuch von Ferdinand Hottenroth, „Bergbuch“ oder Schwarzes Buch von Johann Ettenbach oder das Werk „De re metallica“ von Georg Agricola usw.) und zahlreichen Konsultationen mit den Fachleuten im Bereich des mittelalterlichen und neuzeitlichen Bergbaus, z.B. R. Börner aus dem sächsischen Freiberg oder Prof. Franz. Rochelt aus der Montan-Akademie in der niederösterreichischen Stadt Leoben. Innerhalb der nächsten Jahre, in denen der Festzug vom Direktor der Mädchen-Bürgerschule Franz Halker geleitet wurde, nahmen die Gestalten des Berghäuerzuges zahlenmäßig zu. Es handelte sich um die Figuren aus dem 18. Jahrhundert in Rokoko-Kostümen. Beim nächsten großen Stadtfest im Jahre 1899 (anläßlich der 1100. Stadtgründung) zählte der Berghäuerzug 159 Personen. Der Festzug hatte damals seine festen Regeln und die einzelnen Gestalten wurden hierarchisch gegliedert. Der Umzug wurde vom Bergmeister eröffnet. Im Mittelalter war er der oberste, vom König ernannte Beamte, der die königlichen Bergwerke leitete. Auch innerhalb des Iglauer Berghäuerzuges nahm diese Gestalt eine Ehrenstellung ein und für den Knaben, der sie verkörpern konnte, war es immer eine Auszeichnung. Er trug einen grünen Kittel mit silbernen Knöpfen, eine rote spanische Hose mit violetter Unterlage, erbsengrüne, lange Strümpfe, spanische Schuhe und ein violettes Samtbarett. Ein ausdrucksvoller Bestandteil des Kostüms waren ebenfalls die weiße Halskrause sowie die Handkrausen (die Halskrause und die Handkrausen trugen alle Gestalten des 16.Jahrhunderts, deshalb werden sie bei den weiteren Gestalten nicht mehr genannt). Zur Ausrüstung des Bürgermeisters gehörten weiterhin weiße Handschuhe, Bergleder und Schwert sowie ein Streithammer, den er als Zeichen seiner Würde in der Hand hielt. Ihm folgten die drei Bannerträger. Sie gingen zu dritt, weil das Banner schwer war und sie sich beim Tragen abwechseln mußten. Die Eichenholzstange des Banners war mit einer Schnitzerei von W. Sedlak geschmückt, den schweren, aus Eisen getriebenen Aufsatz hat der Schlosser Karl Kerl gefertigt. In diesem Rahmen befand sich ein viereckiges Tuch, an dessen oberer Hälfte ein dreieckiger Zipfel angebracht war, der mit einer goldenen Quaste endete. Die untere Kante des Tuches war durch goldene Fransen und eine andere goldene Quaste abgeschlossen. Das Banner trug auf der einen Seite das von Prof. Josef Baier aus Wien gemalte Kopfbild des hl. Johannes des Täufers. Auf der anderen Seite befand sich das geviertelte Stadtwappen Iglaus mit Igeln und Löwen und der Aufschrift „Insignia Iglaviae“, von einem Bergknappen gehalten. Der dreieckige Teil des Banners war durch die Stadtfarben waagerecht unterteilt, in denen das ganze Tuch gehalten ist: oben rot, unten weiß. Die Fläche war ferner von gekreuzten Grubengeräten ( Hammer und Schlägel) und anderen Ornamenten verziert (in den 30er Jahren wurde das Tuch von F. Staeger restauriert). Die Bannerträger trugen einen grünen Koller mit dunkelroten Ärmeln und Schlitzen auf der Brust, breite, rote Kniehosen mit orangefarbener Unterlage, orangefarbene Strümpfe und einen grünen Hut mit halbrundem Boden, der mit einem Band und Hahnenfedern verziert war. Zu ihrer Ausrüstung gehörten auch das Bergleder, der hinten aufgebundene Lederschurz, das „Tschärpentäschchen“ und die Grubenlampe. Sie wurden von 2 Grubenwächtern begleitet, die mit den Hellebarden auf den Schultern das Banner schützten. Sie trugen den gleichen Koller wie die Bannerträger. Ihre roten Hosen hatten eine grüne Unterlage, rot waren auch die Strümpfe. Die Kopfbedeckung bildete ein grüner Hut mit halbrundem Boden, der mit einem Band verziert war. Während die meisten Kostümgruppen spanische Schuhe trugen, die aus braunem und schwarzem Leder gefertigt waren, das durch einige Schlitze durchschimmerte, hatten die Hellebardenträger Schuhe mit abgeschrägter Spitze, sgn. „Kuhmäuler“. Am Bergleder wurden vorne das „Tschärpentäschen“ sowie die Grubenlampe angehängt. Die nächste Gruppe bildeten die 2 Bergsänger, die auf dem Rücken Lauten trugen. Ihr grüner Koller mit Schlitzen hatte gelbe Ärmel. Ihre Hosen waren rot mit blauer Unterlage, sie trugen gelbe Strümpfe und ihren Hut zierten die Hahnenfedern. Das Tschärpentäschchen und die Grubenlampe gehörten ebenfalls zu ihrer Ausrüstung. Hinter ihnen schritten die 16 Taghuetmänner. Sie trugen lange grüne Kittel mit roten Ärmeln und einer weißen Kapuze, rote Hosen mit gelber Unterlage, rote Strümpfe und grüne, zylinderförmige Hüte mit rotem Samtband. Einige truge die Barte, andere hielten Fackeln in der Hand. Der Lederschurz wurde hinten getragen, wo er den sgn. Fleck bildete. Am Bergleder waren wieder das Tschärpentäschchen und die Grubenlampe angehängt. Eine eigenartige Gestalt war der Wünschelrutengänger. Er hielt in den Händen die Wünschelrute, die von einem Haselstrauch, jedoch nur in bestimmten Nächten und auf eine vorgeschriebene Weise abgebrochen werden mußte. Nur dann besaß sie die Wunderkraft, Erzadern aufzuzeigen. Über der weiß-roten Hose trug der Wünschelrutengänger einen graugrünen Rock mit Kapuze. Er hatte weiße Strümpfe, das Bergleder mit Tschärpchentäschchen und Grubenlampe und zudem ein Messer in der Scheide. Im folgten die 11 Nachthuetmänner, die in weiße, vorne zuknöpfbare Kitteln gekleidet waren. Ihre orangefarbenen Hosen hatten weiße Unterlagen. Die Kopfbedeckung bildeten schwarze Hüte mit grünem Samtband. Ähnlich wie die Taghuetmänner hatten sie hinten den „Fleck“ und außer dem Tschärpentäschchen und der Grubenlampe am Bergleder hielten sie auch die Barte in der Hand. Den Zug setzten die 7 Wäscher fort, die auch Hüttenleute hießen. Sie hatten einen dunkelgrünen Kittel mit Metallknöpfen. Ihre braunen Hosen waren an den Knien geschlitzt und der rote oder blaue Unterstoff quoll hervor. Zur Bekleidung gehörten ebenfalls lange gamaschenartige Hosen sowie eine „Gugel“, die Kopf, Hals und Schulter bis zur Brust zudeckte. Am ersten Festtage zogen sie die Gugel über, am nächsten Tag trugen sie einen schwarzen Filzhut mit dem Schirm nach hinten gedreht. Zu ihrer Ausrüstung gehörten wiederum der Lederschurz sowie das Tschärpentäschchen mit Grubenlampe. Über der Schulter trugen sie die Barte. Die 2 Goldwäscher waren in dunkelblaue Kittel mit Kapuze, rot-blaue Hosen und rote Strümpfe gekleidet. Die Kopfbedeckung bestand aus einem schwarzen Barett oder einem grünen Hut mit halbrundem Boden. Als nächste Gruppe folgten die 12 Bergknappen. Sie trugen grüne Kittel mit Metallknöpfen und weißer Kapuze. Ihre blauen oder roten Bänderhosen waren an den Knien durch Knieleder abgeschlossen. Ein Bestandteil der Bekleidung waren ebenfalls blaue Strümpfe. Die Kopfbedeckung bildeten grüne Hüte mit halbrundem Boden, die mit Hahnenfedern verziert waren. Am Bergleder war außer dem Tschärpentäschchen und der Grubenlampe ein Messer in der Scheide befestigt, über der Schulter trugen sie eine Hacke. Großer Beliebtheit erfreuten sich immer die Bubenhuetmänner, die im Volksmund Zwerglein hießen. Es waren immer die Kleinsten im Zuge. Sie trugen einen braunen Kittel mit Schlitzen, weißen Ärmeln und weißer Kapuze. Die Knie waren nackt, denn ihre blauen oder gelben Strümpfe trugen sie eingerollt. Hinten war das Bergleder mit Tschärpentäschchen und Grubenlampe angebunden. Zu ihrer Ausrüstung gehörte auch die hölzerne Stange mit Metallgabel. Als nächstes Gewerk waren die 12 Grubenhuetmänner- Grubenhüter vertreten. Ihre Tracht bestand aus einem trappfarbigen Koller mit roten Puffärmeln und einer weißen Kapuze sowie einer rot-blauen spanischen Hose und blaßroten Strümpfen. Am Bergleder befand sich wieder das Tschärpentäschchen und die Grubenlampe. Danach folgten die 4 Zimmerlinge. Ihr dunkelblauer, geschlitzter Koller hatte blaue Ärmel, ihre Strümpfe waren rot. Vorne trugen sie einen hellen Lederschurz, mit einem schmalen Riemen umgebunden. Zur Kopfbedeckung diente ein grauer Filzhut mit halbrundem Boden, mit Hahnenfedern verziert. Die Schuhbekleidung bildeten die Kuhmäuler. Über der Schulter trugen sie eine Bandhacke. Die nächste Gruppe bildeten die 4 Bergschmiede, deren Bekleidung mit der der Bannerträger identisch war : grüner, geschlitzter Koller mit dunkelblauen Ärmeln, rote Hosen mit orangefarbenem Unterstoff, orangefarbene Strümpfe, grüner Hut mit Band und Hahnenfedern. Außerdem trugen sie einen dunklen Lederschurz, der mit einem schmalen Riemen umgebunden war und zu ihrer Ausrüstung gehörte neben der Grubenlampe auch der Schmiedehammer, der über der Schulter getragen wurde. Es folgten die 8 Schichtmeister, eine Art mittelalterlicher „Werkmeister“. Sie hatten einen braunen, geschlitzten Koller mit roten Ärmeln und weißen Applikationen. Die Tracht war durch rot-blaue spanische Hosen und rote Strümpfe ergänzt. Die Kopfbedeckung bildete ein schwarzes Barett. Der Lederschurz war hinten aufgebunden und mit Tschärpentäschchen und Grubenlampe versehen. Über der Schulter trugen sie die Barte als Symbol ihres Amtes. Interessant waren auch die 2 Schiener. Es waren eigentlich Bergingenieure. Ihre Bekleidung bestand aus kirschroten Kitteln mit Metallknöpfen, rot- blauen spanischen Hosen und roten Strümpfen (?). Sie trugen ein schwarzes Tuchbarett. Außer dem Tschärpentäschchen und der Grubenlampe waren sie noch mit einer Meßstange, dem Lachter (altes Bergmaß = 238 cm) ausgestattet. Weitere zwei Gruppen symbolisierten die außergewöhnliche Stellung Iglaus im Bereich der Berggerichtsbarkeit. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt mit ihrem berühmten Bergrecht für die höchste gerichtliche Instanz im Königtum Böhmen gehalten. An diesen vergangenen Ruhm erinnerten die 8 Geschworenen, die einst als Schöffen am Iglauer Berggericht tätig waren. Sie trugen einen grünen Rock mit Metallknöpfen, roten Ärmeln und einem Mäntelchen über den Schultern, rot-gelbe Hosen, rote Strümpfe. Als Kopfbedeckung diente ein roter Filzhut mit weiß-rotem Band und weißer Straußenfeder. Sie trugen auch weiße Handschuhe. Der Gurt war mit einer metallenen Schmuckspange versehen. Das Zeichen ihrer Würde war ein ledernes Gehänge mit Schwert. Die wichtigsten Gestalten des Zuges waren die 5 ( manchmal auch mehr, jeweils eine ungerade Zahl) Bergrichter. Ihre Stellung war bereits an der Bekleidung erkennbar, die Prunkliebe der damaligen Würdenträger bezeugt, die sich in den Gewändern aus Samt, Pelzen und Seide zeigte. Ihr roter oder grüner Rock hatte silberne Knöpfe und das kurze Mäntelchen war mit Pelz verbrämt. Sie trugen rot-gelbe, bzw. blau-rote Hosen und rote Strümpfe. Ihr Samtbarett war mit weißen oder roten Straußenfedern verziert. An den Händen hatten sie weiße Handschuhe. Das Zeichen ihrer Würde waren die „goldene“ Kette am Hals, das Schwert am schwarzen Ledergehänge sowie der Streithammer in der Hand. Ihnen folgten die 6 Patrizier (Bergbauunternehmer, die zu den reichsten Iglauern zählten). Auch ihre Tracht spiegelte ihre gesellschaftliche Stellung wider. Die Gewänder waren in Schwarz gehalten. Das Wams hatte silberne Knöpfe, die Schulter deckte ein kurzes Mäntelchen, beides mit einem schwarzen, plastischen Ornament verziert. Sie trugen schwarze Strümpfe und ein schwarzes Samtbarett oder einen spanischen Hut sowie weiße Handschuhe. An der linken Hüfte befand sich das Schwert am schwarzen Ledergehänge (Die Schöpfer dieser Figur waren angeblich durch die Basreliefs der Renaissancegrabsteinen der St. Jakobs-Kirch inspiriert). Mit dieser Gruppe schlossen die einzelnen Gestalten des 16. Jahrhunderts ab. Johannes Haupt wußte sehr gut, daß der Bergbau im Iglauer Bergrevier zu dieser Zeit nich beendet war. Er nahm in seinen Zug auch die Gestalten des 18. Jahrhunderts auf, in dem Iglau zum letzten Mal seinen silberreichen Ruhm erlebte. Deshalb schlossen sich die 19 Rokoko-bzw. Bergknappen an. Aus ihren stahlgrünen Kitteln trat das weiße Vorhemd sowie die weiße Schleife hervor, die unterm Hals geknüpft war. Der Kittel war vorne durch drei Reihen kleiner Knöpfe geschmückt. Die roten, knielangen Hosen waren mit Knieschutz abgeschlossen, die Strümpfe waren weiß. Die Schuhbekleidung bildeten niedrige Lederschuhe mit einer großen Spange. Der ausdrucksvollste Bestandteil der Ausstattung war ein schwarzer Hut ( der sgn. Kalback) mit einem schwarzen Federaufputz und den Grubengeräten – den gekreuzten Schlägeln – vorne. Zu ihrer Ausstattung gehörte noch das Bergleder mit Tschärpentäschchen und einer Grubenlampe aus gelbem Metall. In der Hand trugen die Bergknappen Stöcke, Lachter oder Fackeln. Der Anführer der Gruppe hatte am Hut einen weißen Federbusch, am Bergleder ein Messer in der Scheide und in der Hand die Barte. Ursprünglich gingen am Ende des Zuges 12 Bergknechte. In den früheren Zeiten haben diese Hilfskräfte, Bergknechte genannt, die schwerste und minderwertigste Arbeit in den Bergwerken geleistet. Sie waren ähnlich wie die vorherige Gruppe ausgerüstet. Ihre Rokoko-Gewänder waren einfacher und hatten eine weiße Kapuze. Sie sollten die daheim gefertigten Kostüme aufrechterhalten, die die 12 bestellten Knaben alljährlich im Festzug trugen. Später trugen sie außer dem Tschärpentäschchen und der Grubenlampe auch die Barte. Im Jahre 1936 wurde diese Gruppe um kleine Bergknechte im Kindergartenalter erweitert, deren Kittel sowie die andere Ausstattung aus farbigem Pappendeckel gefertigt war. Zum Festzug gehörten noch 4 Bürger in Gewändern aus dem Jahre 1799, die den Baldachin trugen. Ihre langen, hellen Rokoko-Röcke hatten Knöpfe aus weißem Metall und helle Westen. Um den Hals trugen sie ein weißes Tuch. Die knielangen, schwarzen Tuchhosen waren mit silbernen Spangen verziert. Die Bekleidung war durch graue Strümpfe und niedrige, schwarze Schuhe mit silbernen Spangen ergänzt. Sie trugen weiße, gelockte Perücken mit einer schwarzen Schleife hinten. Der berühmte Iglauer Berghäuerzug war von Anfang an ein fester Bestandteil des Festzuges, der am Johanni-Tag veranstaltet wurde. Seit 1890 wurde er zur Dominante der alljährlichen Feierlichkeiten. Diese hatten, ähnlich wie der Berghäuerzug selbst, eine feste Ordnung. Den Berghäuerzug bildeten seit 1890 die 10 bis 14jährigen Schüler der deutschen Knaben-Bürgerschule, die sich seit 1889 im neuen Gebäude an der Ecke der jetzigen Straßen J. Masaryka und Legionáou befand. Hier hatte der Berghäuerzug seine Basis, hier wurden die Kostüme nach der Feier aufbewahrt. Die Feierlichkeiten dauerten zwei Tage lang. Der 23. Juni galt als Vorfeier. Um 16.15 Uhr begab sich der Festzug von der Knaben-Bürgerschule zum heutigen Masaryk- Platz, wo die Kinder vor der St. Ignatius-Kirche Aufstellung nahmen. Die wichtigste Stellung nahm im Festzug der Priester ein, der das Allerheiligste Sakrament in die Johannishügel-Kirche trug. An der Spitze des Zuges schritten die Berghäuer in den Gewändern aus dem 16. Jahrhundert. Danach folgte der Priester mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin, der von 4 Bürgern in den Gewändern aus dem Jahre 1799 getragen wurde. Zu beiden Seiten des Baldachins gingen 10 Tuchknappen mit Fackeln. Ihnen folgten die Bergknappen in Rokoko-Gewändern, die Bergknechte bzw. andere Gestalten (Die Anzahl der Figuren nahm zu. Im Jahre 1936 kamen 5 Ministranten hinzu, deren Gestalten sich auf den Bilderzyklus „Die sieben Sakramente“ von Peter Longhi stützten, im Jahre 1940 wurde die Zahl um zwei Ratsherren, 4 Rokoko-Bergknappen und sogar 4 Berghäuer erweitert, für deren Bekleidung aus dem 19. Jahrhundert die Festuniform des letzten Iglauer Berghäuers Rudolf Röhrich als Muster diente). Der Festzug kam auf den Johannishügel, wo der Bürgermeister selbst die Leitung übernahm und allen Anwesenden der Segen erteilt wurde. Danach gingen alle zur Knaben- Bürgerschule zurück. Am 24. Juni begab sich der Berghäuerzug an der Spitze mit einer Musikkapelle bereits um 8.30 Uhr in die Stadt. Er ging gewöhnlich durch die jetzige Komenského-Straße (ehem. Spitalgasse), dann der Havlíekova-Straße ( ehem. Bahnhofstraße) bis zum heutigen Betrieb Tesla entlang, wo er nach rechts abbog und durch Úvoz (früher Hohlweg) zum Fluß Igel gelangte. Ursprünglich führte die Trasse auf die böhmische Seite des Flusses Igel über eine alte, überdachte Holzbrücke. Seit 1909 wurde die im Jugendstil erbaute Straßenbahnbrücke genutzt. 200 m hinter der Brücke bog der Festzug nach links ab und ging direkt zur Johannis-Kirche hinauf. Die Straßen, durch die der Berghäuerzug ging, wurden von Hunderten von Zuschauern gesäumt. Die Würde des Festzugs war noch durch die Anwesenheit der Stadtvertreter, der Garnisonssoldaten, der kirchlichen Würdenträger sowie anderer Honoratioren verstärkt. Der Festzug war farbenfroh gestaltet, die feierliche Atmosphäre wurde durch alte Märsche des 18. und 19. Jahrhunderts hervorgehoben. Sehr beliebt war z.B. der Marsch aus dem Oratorium „Judas Maccabäus“ von G. F. Händel, der allgemein als Berghäuermarsch bezeichnet wurde. Populär waren auch der York-Marsch von L.v. Beethoven oder der Torgauer oder Kesseldorfer Marsch. Das Klangbild wurde noch durch das Glockengeläute ergänzt, manchmal ertönten sogar die Kanonensalven. Das Hochamt, das gewöhnlich draußen vor der Kirche, im Schatten der uralten Linden zelebriert wurde, bildete den festlichen Höhepunkt des unvergeßlichen Erlebnisses. Nach dem Ende der Messe kehrte der Berghäuerzug in die Stadt zurück. Die Knaben, noch immer in Kostümen gekleidet, begaben sich in den Saal der jetzigen Gaststätte „U Jakuba“ (früher Sängerhalle), wo sich der Bürgermeister selbst bei ihnen bedankte. Als Belohnung erhielten sie Würstchen und Brötchen. Der Berghäuerzug wurde seit 1890 alljährlich als Stadtfest gestaltet, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen starken, nationalen Inhalt trug. Logischerweise wurde es nach der Entstehung des selbständigen Tschechoslowakischen Staates im Jahre 1918 von der neuen Stadtverwaltung nicht mehr unterstützt und gefördert. Dank der deutschen Liebhaber der Iglauer Geschichte an der Spitze mit dem Begründer des Berghäuerzuges, Johannes Haupt, konstituierte sich am 3.11. 1919 der „Verein zur Erhaltung des geschichtlichen Berghäuerzuges“. In seinem Vorstand wirkten neben J. Haupt noch Dr. A. Altrichter, F. Foitl, I. Göth, F. Halker, und A. Neuwirth. Der Verein zählte mehr als 300 Mitglieder und es ist ihm rasch gelungen, das alljährliche Fest wiederherzustellen. Diese Tradition wurde auch nach dem Tode J. Haupts, am 17.8.1928, fortgesetzt. Damals hat sich der Organisation des Zuges Ignaz Göth, Lehrer der deutschen Knaben-Bürgerschule angenommen. Der berühmteste Berghäuerzug fand in der Zeit der „1. Republik“ im Jahre 1936 statt, in dem er zum Bestandteil der Feier zum 500. Jubiläum der Verkündung der Basler Kompaktaten im Jahre 1436 in Iglau wurde. Zuletzt marschierte der Berghäuerzug am 24. Juni 1944. Er hatte damals 160 Mitglieder und sein letzter Bergmeister war der 13jährige Günter Krcal. Mit diesem Fest endete eines der interessanten Kapitel der Iglauer Geschichte. II. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs kam es zu grundsätzlichen Änderungen in der Nationalitätenvertretung der Tschechoslowakei. Aufgrund des Potsdamer Abkommens (17.7.-2.8.1945) erfolgte die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. Nur aus Iglau allein, wo die Aussiedlung am 16.12.1946 beendet war, wurden 16 tausend deutsche Bürger vertrieben. Der anschließende Bevölkerungswechsel hat natürlich sämtliche kulturhistorischen Beziehungen wesentlich zerstört. Zudem war es in den ersten Nachkriegsjahren notwendig, die schlimmsten Folgen der Okkupation zu beseitigen. Zur Priorität wurde die Wirtschaft, außerdem entflammte ein scharfer, innerpolitischer Kampf. Deshalb gelangte die Kultur außerhalb des öffentlichen, machtpolitischen Interesses. Viele, für Iglau typische Kulturaktivitäten, insbesondere diejenigen, derer Träger die deutschen Iglauer waren, gingen verloren. Dies betraf auch den berühmten Berghäuerzug, der alljährlich am St.Johanni-Tage (24. Juni) durch die Stadt ging, um den ehemaligen Silberruhm ins Gedächtnis zu rufen. Nach dem kommunistischen Putsch im Februar 1948 schien der Festzug für immer in Vergessenheit zu geraten, weil die neuen Machthaber andere „Sorgen“ als das Wiederbeleben einer „bürgerlichen“ Tradition hatten. Zum Glück fanden sich auch zu dieser Zeit genug Menschen, die imstande waren, zur Iglauer Geschichte und ihren Traditionen zurückzukehren. Es war klar, daß die Wiederherstellung einer kirchlichen Feier zur Zeit der Stärkung des Kommunismus sehr schwierig oder sogar unmöglich war. Deshalb mußte das Unterfangen in ganz andere Zusammenhänge gebracht werden. Zahlreiche Iglauer, an der Spitze mit dem damaligen Verwalter des Stadtmuseums und dem Stadtarchivar Arnošt Kába, kamen im Jahre 1949 auf die Idee, das 700jährige Bestehen des Iglauer Berg- und Stadtrechts in Erinnerung zu bringen. Dies ist eine vermeintliche, traditionelle Jahreszahl, für das Vorhaben der Veranstalter war sie jedoch von großer Wichtigkeit. Sie wußten sehr gut, daß die damaligen Behörden die Widerherstellung des Berghäuerzuges in seiner originellen Gestalt nie genehmigen würden. Deshalb sollte er zum Bestandteil einer größer angelegten Veranstaltung, des Festivals „Herbst im Hochland“ werden, das einige mehr oder weniger selbständige Aktivitäten umfaßte. Die Feierlichkeiten begannen bereits am 28. August 1949 durch das bezirksweit veranstaltete Erntefest, das mit dem sgn. „Tag der Genossenschaften“ verbunden war. Am Sonntag, den 4. September fand das Volksfest im Partisanendorf Mnich statt. Eine Woche später, am damaligen „Tag der Bergarbeiter“ (11. September) wurde in den Räumlichkeiten des Iglauer Rathauses eine große, repräsentative Ausstellung von Denkwürdigkeiten zum vermeintlichen 700. Jubiläum der Erteilung des Stadt-und Bergrechts eröffnet und ein Abschnitt der Katakomben mit der ehemaligen Weinstube und dem „Verlies“ wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Nachmittag und am Abend fanden verschiedene Unterhaltungsprogramme sowie ein Tanz- und Volksfest statt. Eine Attraktion war auch das Motorradrennen (Wettkampf „Um das Wappen der Stadt Iglau“). Zugleich wurde in Iglau die republikweit organisierte Tagung von Dramatikern und Theaterkritikern veranstaltet, die durch eine feierliche Aufführung im Stadttheater „Horácké divadlo“ eröffnet wurde, das damals sein 10. Bestehen feierte. Am 18. September begrüßte Iglau die Teilnehmer der Tagung der Volksverwaltung, an der auch der berüchtigte Innenminister V. Nosek teilnahm. Auf dem Nachmittagsprogramm stand das Festival der Volksmusik- und Volkstanzgruppen des südmährischen Bezirks. Es wurde auf der Freilichtbühne im „Paradies“ veranstaltet, eigentlich am Rande eines alten Bergwerks. Eine Woche danach, am 25. September verlief im Stadttheater das Festival der Laientheatergruppen und noch eine Woche später, am Sonntag, den 2. Oktober wurde das Festival „Herbst im Hochland“ durch die Tagung der Volkskultur abgeschlossen. Der feierliche Abschluß fand erneut im Stadttheater statt, den Schlußpunkt unter den Festivitäten stellte das Konzert alter böhmischer Musik aus unserer Region dar. Die ganze Veranstaltung war großartig angelegt und sorgfältig vorbereitet. Seit Juli wurde das „Logo“ des Festivals präsentiert, dessen Autor Prof. Ladislav Chobola war. Auf dem Logo war das Frauentor als stylisiertes Wahrzeichen der Stadt abgebildet, darunter ein Vogelbeerzweig und eine dreizeilige Inschrift. Anläßlich des Festivals wurden auch Briefumschläge mit einem Werbetext herausgegeben, die rasch zu einer Sammlerkuriosität wurden. Am „Tag der Bergarbeiter“ (11. September) verwendete die Iglauer Post zum Stempeln der Postsendungen einen Stempel mit Sonderlegende. Auch die Fanfare, im Brünner Rundfunksstudio aufgenommen, deren Leitmotiv die alte Fanfare der Iglauer Turmwächter der St. Jakobs-Kirche war, klang sehr schön. Zur Werbung haben weiterhin alte Bilder aus der Geschichte Iglaus beigetragen, die vor jeder Kinovorstellung gezeigt und von Mag.pharm. K. Voneš (einem guten Kenner des alten Iglaus, den die Öffentlichkeit eher als berühmten Mykologen kannte) ausgesucht und zusammengestellt wurden. Eine andere leitende Persönlichkeit des Festivals, der Redakteur Fráoa Vašák hat für den Tschechoslowakischen Rundfunk eine Sendung über das Iglauer Bergrecht vorbereitet. A. Kába war wiederum Autor eines populären Wettbewerbs, in dem die Iglauer die Objekte auf alten Fotografien bestimmen sollten. Das Wichtigste war jedoch, daß Iglau im Rahmen der Festivitäten zum Schauplatz des ersten Berghäuerzuges der Nachkriegszeit blieb. Dieser Festzug mußte sich natürlich in vieler Hinsicht von den alten, traditionellen Umzügen unterscheiden. Gemeinsam blieben nur die alten Berghäuerkostüme und die Begeisterung der Organisatoren. Zu denen gehörten insbesondere die schon genannten Karel Voneš und Arnošt Kába. Die erste grundsätzliche Änderung war bereits der Termin der Feier, die vom traditionellen St. Johanni-Tag auf einen nichtkirchlichen Festtag verlegt werden mußte. Der günstigste Termin schien der sgn. „Tag der Bergarbeiter“ zu sein, der wenigstens mit der Tradition des Iglauer Silberbergbaus zusammenhing. Voneš und Kába als Regisseure der Veranstaltung standen vor der Aufgabe, die ganze Feier zu säkularisieren. Schließlich beschlossen sie, das Fest auf zwei Ebenen zu gestalten. Die versammelten Berghäuer in Kostümen ( von den Schülern der Volksschule in der Havlíčkova Straße verkörpert), das Publikum und die eingeladenen Gäste sollten der Einleitungsszene beiwohnen, in der das Iglauer Berg- und Stadtrecht dem mittelalterlichen Stadtvertreter überreicht wurde. Erst danach sollte der Berghäuerzug zum Johannishügel-Kirchlein gehen, wo eine Ansprache zur Geschichte der Stadt gehalten wurde. Am Sonntag, den 11. September 1949 versammelten sich um 9.30 Uhr vor der Ehrentribüne, die im oberen Bereich des Masaryk-Platzes, vor dem „Kretzel“ errichtet war, einige Tausend Besucher, um der Eröffnung der Feier anläßlich des 700. Jubiläums der Erhöhung der Ansiedlung Iglau zur Stadt beizuwohnen. In einer Darbietung von den Schauspielern des Stadttheaters wurde eine Szene gezeigt, in der der königliche Kämmerer in historischer Tracht in der Stadt ankommt, um den Stadtvertretern die Privilegien zu überreichen. Begleitet von Fanfarenklängen steigen aus dem Untergrund (durch eine Öffnung in der Nähe der Pestsäule) die Berghäuer hervor, vom „Berggericht“ (das jetzige Restaurant „Sklípek“) kommen die Richter und Schöffen und vom altehrwürdigen Rathaus nähern sich der Bürgermeister und die Patrizier. Durch die Übergabe der Urkunden endet die erste Szene. Es folgt eine andere, die die Bemühungen der Iglauer um die Wiederherstellung des Bergbaus im 16. Jahrhundert veranschaulichen soll. Wiederum treten aus dem Untergrund die Berghäuer in Trachten hervor, vom Meisterhaus (Masaryk-Platz Nr.58) kommen die Tuchmacher und vom Rathaus die Ratsherren und die Bürger. Die letzte Szene, den Rahmen der Bergbautraditon überschreitend, stellt die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 dar. Die gegenwärtige Realität spiegelte sich im Auftritt der Bergwerkslehrlinge aus Most (Brüx) wider, die „Aufbaulieder“ vorgesungen haben. Spät am Nachmittag, nach dem Motorradrennen, formierte sich auf dem Masaryk-Platz wiederum der Berghäuerzug. Insgesamt 148 Knaben begaben sich zum Johannishügel-Kirchlein, in Begleitung einer bergmännischen Musikkapelle aus Oslavany in zeitgenössischen, festlichen Uniformen. Obwohl der Festzug ohne größere offizielle Unterstützung stattfand, erweckte er in Iglau großes Interesse. Die Behörden hatten jedoch diese Anschauung nicht vertreten. Die Kostüme wurden in die Truhen und Kisten zurückgelegt und beinahe ein Jahrzehnt lang im musealen Depositorium aufbewahrt. Iglau war nicht der einzige Ort, in dem man bemüht war, die Tradition des Berghäuerzuges wiederherzustellen. Für die vertriebenen deutschen Iglauer war die Tradition des Berghäuerzuges immer mit der Vorstellung ihrer historischen Kontinuität mit der Stadt verbunden. Nach der Vertreibung in den Jahren 1945 und 1946 zerstreuten sie sich in viele Orte Österreichs und Deutschlands (in die damaligen Okkupationszonen, aus denen die Bundesländer entstanden), wo sich einige Vertriebenenorganisationen herausbildeten. Diese haben sich am 24. und 25. Juni 1950 bei einer großen Tagung der Landsleute in Dieburg unter dem Namen „Gemeinschaft Iglauer Sprachinsel“ vereinigt. Im Vereinsvorstand waren bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Hans Krcal, Laurenz Hawelka, Franz Zauner oder Gustav Rippl vertreten. Der Letzgenannte gab zu dieser Zeit, seit dem 5.2.1950, die Zeitschrift „Igelland“ heraus, die zum offiziellen Presseorgan des Vereins wurde (seit dem 10.4.1951 unter dem alten Namen „Mährischer Grenzbote“). Die alljährlichen Tagungen in den 50er Jahren wurden auf verschiedenen Ebenen in einigen deutschen oder österreichischen Städten abgehalten (1950 und 1951 Stuttgart-Untertürkheim, 1952 Heidelberg und Esslingen, 1953 Bad Cannstatt, 1954 Frankfurt am Main und Wien, usw.) Seit dem Jahre 1956 wurde die Stadt Heidenheim zur Patenstadt der deutschen Iglauer, in der dann auch die meisten Veranstaltungen abgehalten wurden. Die Anfänge der Wiederherstellung des Berghäuerzuges sind mit der Tagung in Heidelberg verbunden, die am 21. und 22. 6.1952 stattfand. Im städtischen Versammlungssaal, in denen die Verhandlungen verliefen, erschienen drei Knaben in den Kostümen der „Zwerge“ gekleidet. Für alle Anwesenden war es nicht nur eine angenehme Überraschung, sondern auch ein entscheidendes Signal zur Wiederherstellung des Berghäuerzuges. Es war kein einfaches Vorhaben, den Festzug wiederzubeleben. Es fehlten die Kostüme und die Ausrüstungsteile und es mangelte auch an Bilddokumenten, die als Ansatzpunkte dienen konnten. Es fehlten ebenfalls die notwendigen finanziellen Mittel. Dank vieler begeisterter Anhänger – als Beispiel seien hier das Ehepaar Dürport, R. Skala, J. Wopalensky, Nowotny, Steffel oder das Ehepaar Sladek und insbesondere Sepp Nerad genannt – wurden die Kostüme nach und nach gefertigt. Im Jahre 1953 gingen im Festzug, der in Bad Cannstatt veranstaltet wurde, einige Berghäuer in neuen Trachten, ein Jahr später in Frankfurt am Main kam die Rokoko-Gruppe hinzu und im Jahre 1955 in Vaihingen /Enz gab es insgesamt 13 Berghäuer in neugefertigten Kostümen. Im Jahre 1956 nahmen insgesamt 23 Knaben in Trachten, an der Spitze mit dem Bürgermeister, am Festzug teil. Damals arbeitete man bereits am Symbol des Berghäuerzuges, dem Banner. Dieses ist zwar nicht die wahrheitstreue Kopie des originellen Banners, stellt jedoch eine gelungene Replike dar. Der Autor des Ölgemäldes, das den Kopf des hl. Johannes des Täufers darstellt, ist der Maler Ferdinand Staeger, die weiteren Arbeiten haben S. Mattl und R. Skala ausgeführt. Am 7.7.1957 wurde das Banner vom P.Bruno Steinhauer in Heidenheim feierlich geweiht. Der Berghäuerzug war nicht als selbständige Veranstaltung organisiert, sondern war immer Bestandteil eines großen Festzuges, in dem verschiedene Gruppen vertreten waren, die die Dörfer des Igellandes repräsentierten. Da in den nächsten Jahren die Anzahl der Festzugsmitglieder fast den ursprünglichen Stand erreichte, wurde der Berghäuerzug wegen seiner Attraktivität zum populärsten Bestandteil weiterer Umzüge in Heidenheim oder in Wien. Zu Ende der 50er Jahre kam es auch in Iglau zu einer Wende. Nach langwierigen Verhandlungen haben einige begeisterte Anhänger der Tradition im Jahre 1957 die Wiederherstellung des Berghäuerzuges durchgesetzt. Die Seele der ganzen Veranstaltung war wiederum der größte Verfechter der Iglauer Geschichte, Arnošt Kába, der bereits Erfahrungen aus dem Jahre 1949 hatte. Deshalb hat er das Fest ähnlich gestaltet. Der Berghäuerzug sollte erneut am „Tag der Bergarbeiter“ veranstaltet werden, der in diesem Jahr am Sonntag, den 8. September gefeiert wurde. Kába hat für die Feier ein kleines Bühnenstück mit dem Titel „Septembertag“ verfaßt, das ähnlich wie im Jahre 1949 an die Übergabe des Stadt- und Bergrechts durch den königlichen Kämmerer an die Iglauer Stadtvertreter erinnerte. Es war eigentlich der bearbeitete erste Teil der Vorstellung von 1949. Die Darbietung, in der die Schauspieler des Stadttheaters „Horácké divadlo“ Jiří Olijnyk und Vilém Pfeiffer, damals Schüler der elfjährigen Realschule auftraten, wurde von Vratislav Šedivý geleitet. Die Vorstellung begann um 9.30 Uhr auf dem Masaryk-Platz (damals Friedensplatz), wo sich viele Zuschauer versammelten. Diese konnten dann den Berghäuerzug beobachten, in dem vor allem die Schüler der neunjährigen Grundschule in der Stalingradská Straße (die jetzige Jana Masaryka-Straße, ehem. Wallgrabengasse) schritten. Der Festzug begann um 10.15 Uhr am Stadtplatz, ging durch die Straßen Matky Boží, Dvořákova, Stalingradská (ehem. Frauengasse, Speratusgasse und Wallgrabengasse) in die Bezručova Straße (Wallgrabeng.) und setzte sich durch die Havlíčkova Straße (ehem Bahnhofstr.) bis zur Johanneshügel-Kirche fort. Hier hörten die Teilnehmer eine festliche Rede über die Geschichte der Stadtgründung und danach kehrten sie durch die Straßen Havlíčkova und Komenského (ehem. Spitalgasse) zum Stadtplatz zurück. Im nächsten Jahre, 1959, wurde der Berghäuerzug am 13. September veranstaltet. Damals änderte sich die Trasse des Festzuges. Sein Ziel war nicht mehr die Johanneshügel-Kirche, was einen grundsätzlichen Eingriff in die Tradition darstellte. Die Anbindung an den kirchlichen Ursprung des Festzuges, obwohl damals recht gering, war den kommunistischen Amtsträgern immer noch ein Dorn im Auge. Deshalb ging der Umzug nur durch die Stadt, entlang folgender Trasse: er ging von der Straße U Mincovny (Beim Münzamt) aus, überquerte den Jakobsplatz, setzte durch die Straßen Joštova (ehem. Elkergasse), Čajkovského (ehem. Berghäuergasse), Malinovského (die jetzige Znojemská,ehem. Znaimergasse) fort und gelangte auf den Stadtplatz. Von dort begab er sich in die Straßen Obránců míru (die jetzige Matky Boží, ehem Frauengasse), Dvořákova, Stalingradská und Komenského und kehrte erneut zum Stadtplatz zurück. Die gleiche Trasse ging der Berghäuerzug ebenfalls am 18. September 1960. Im Jahre 1961 (am 10. September) hat der Umzug eine andere Trasse genommen. Er ging vom Jakobsplatz aus, führte in die Straßen Lazebnická (ehem. Badergasse), Čajkovského und Malinovského und gelangte auf den Stadtplatz. Von dort bog er in die damalige 9. Mai-Straße (die jetzige Benešova -Str., ehem Schillergasse) ein und kehrte durch die Straßen Dvořákova, Stalingradská und Komenského zum Stadtplatz zurück. Die Regie des kleinen Theaterstückes von A. Kába hat genauso wie in den vorherigen Jahren Vratislav Šedivý geführt. Niemand ahnte damals, daß die Tradition der Berghäuerzüge in den nachfolgenden Jahren für eine längere Zeit wieder unterbrochen werden sollte. Erst im Jahre 1967 fand der Berghäuerzug in Iglau erneut statt. Damals waren es die Mitglieder der Stadtkommission für Fremdenverkehr an der Spitze mit K. Polák, die diese alte Iglauer Tradition wiederbeleben wollten. Der Veranstaltung gingen schwierige und langwierige Verhandlungen mit den Behörden voran, die bereits im Jahre 1966 aufgenommen wurden. Die Genehmigung wurde sogar beim zuständigen Ministerium beantragt und man hat sie letzten Endes erhalten, unter der Bedingung jedoch, daß die Veranstaltung zur Anwerbung von Bergmannslehrlingen für die Gruben in Ostrava dienen wird. Danach nahm die Sache eine gute Wendung. Eine große Unterstützung fanden die Veranstalter nicht nur bei A. Kába vom Kreismuseum „Museum Vysoeiny“, sondern auch bei Frau Eapková, der Direktorin der Grundschule in der Straße Dukelských hrdinu (die jetzige Straße J. Svobody). Das Fest fand erneut am „Tage der Bergarbeiter“, und zwar am 17. September um 9 Uhr statt. Zum Schwerpunkt der Feier wurde wiederum Kábas Theaterstück „Septembertag“, in dem die Schüler der genannten Grundschule unter der Leitung der Lehrer O. Malá und M. Sedlák auftraten (die Proben fanden auf dem nicht mehr bestehenden Sportplatz hinter dem Schulgebäude statt). Die Veranstalter haben auch die Trasse des Umzugs geändert. Diesmal begann er um 9.45 Uhr am Stadtplatz, ging dann, von der Musikkapelle Trojan und den alten, vom Kapellmeister Bureš bearbeiteten Märschen begleitet, in die Straße Obránců míru (die jetzige Matky Boží, ehem. Frauengasse) weiter und ging durch die Straßen Dvořákova und Dukelských hrdinů (die jetzige J. Masaryka-Str., ehem. Wallgrabengasse). Hier bog er in die Bezručova-Str. ein, ging durch die Havlíčkova Straße bis zum Betrieb Tesla und danach durch Úvoz (den Hohlweg) zum Stadtviertel Březinovy sady (Heulos). Hier, im Areal des Freilichtkinos, nahm er sein Ende. Bei der Veranstaltung haben sechs Lehrer als Betreuer mitgewirkt. Dem Festzug folgte auch ein Bus, in dem sich die Kinder bei schlechtem Wetter aufhalten konnten. Die Festivität erfreute sich eines großen Interesses der Iglauer Bürger sowie der Journalisten. Vielleicht ist es für den Iglauer Berghäuerzug typisch, daß er mit Unterbrechungen veranstaltet wird. Auch diesmal kam eine ungewöhnlich lange Pause. Die Okkupation der Tschechoslowakei durch die Sowjetunion und die anschließenden zwanzig Jahre der „Normalisierung“ waren ähnlichen Veranstaltungen nicht gewogen. Einige Menschen glaubten nicht mehr daran, daß es je gelingen könnte, die Tradition der Berghäuerzüge wieder ins Leben zu rufen. Und trotzdem fanden sich einige Iglauer Bürger, die es nach 30 Jahren gewagt haben. Am Anfang des Jahres 1997 traf eine kleine Gruppe dieser Anhänger der Berghäuerzüge zusammen und gründete eine Bürgervereinigung unter dem Namen „Iglauer Berghäuerzug“. Am 7. April 1997 wurde mit Hilfe des Rechtsanwaltes J. Ševeík die Satzung ausgearbeitet, die am 29. Mai 1997 beim tschechischen Innenministerium eingetragen wurde. Die Begründer und ältesten Mitglieder des Vereins waren : J. Divišová, M. Dvořáčková, L. Habermann, J.Hošková, A. Jakubíčková, Z. Jaroš, L. Jirků, K. Klouda, Mil. Kolář, Moj. Kolář, R. Schebesta, B. Sroka, und D. Zimola. Später kamen noch andere Mitglieder hinzu : J. Cejnek, J. Dvořáková, J.Štefl u.a. Im Januar 1998 wurde der Vereinsvorstand gewählt, zu dem A. Jakubíčková, L. Jirku und Mil. Kolář gehörten. Der Verein setzte es sich zum Ziel, den Berghäuerzug in Iglau wiederherzustellen, und zwar im Juni 1999. Im Laufe des Jahres 1998 haben sich die Vereinsmitglieder regelmäßig bei Besprechungen getroffen, bei denen bereits konkrete Aufgaben gelöst wurden. Die historischen Berghäuerkostüme und die Asurüstungen mußten restauriert und in Ordnung gebracht werden. Eine enorme Arbeit haben dabei I. Kodetová und S. Pospíchalová aus dem Kreismuseum, insbesondere dann A. Dvořáčková und H. Kolářová geleistet. Unter der Teilnahme weiterer Anhänger (L. Habermann, Mitglieder des Rentnerklubs usw.) ist das Werk gelungen und wir können uns auf die Festtage am 25.und 26. Juni 1999 freuen, in denen das altehrwürdige Iglau die ruhmreiche Tradition erneut erlebt.